Die Personalisierung betrifft aber nicht nur Produkte und Waren, sondern
auch Informationen, vor allem wo es um Nachrichten geht.
Denn “seit Menschen bevorzugt Internetportale zum Abruf von Nachrich-
ten verwenden, bekommen sie mehr und mehr genau jene Nachrichten
geliefert, von denen die Anbieter wissen, dass sie interessant für die Nutzer
sind. Menschen, die sich vor allem für Sport interessieren, bekommen
Sportnachrichten angeboten, und zwar in äußerster Informationstiefe: Der
Algorithmus weiß ja, für welche Fußballmannschaft Sie besonders bren-
nen, also versorgt er Sie überproportional mit Nachrichten dazu und be-
handelt andere Clubs eher stiefmütterlich.
Dasselbe gilt für Nachrichten aus der Politik, die nach Ihren Präferenzen
gefiltert werden: Interessieren Sie sich beispielweise für die Energiewende,
sind für den Erhalt der Biodiversität und gegen die “Initiative Soziale
Marktwirtschaft”, so offeriert Ihnen der Anbieter jede Menge
entsprechender Informationen (...)
Aus der Kognitionspsychologie ist lange bekannt, dass wir unsere Welt
nach Präferenzen ordnen, was bedeutet, dass uns das Bekannte in der
Regel besser gefällt als das Unbekannte, weshalb wir das auch eher
überblättern und übersehen. Per Facebook wird der Opportunismus des
Netzes aber noch perfektioniert: Denn wenn ein Anbieter von irgendwas
nicht nur weiß, was Sie am liebsten trinken, sehen oder hören, sondern das
mit dem Wissen darüber verbinden kann, was Ihre sogenannten Freunde
am liebsten essen, trinken, sehen oder hören, kann er ein nochmals
gezieltes Angebot verfertigen. Denn gerade Communities definieren sich ja
über gemeinsame Interessen, Shopping-Vorlieben, Klatschbedürfnisse,
Verfügung über vermeintliches Hintergrund- und Spezialwissen. (S.138*)
Seit 2018 und den Skandal um Facebook und Cambridge Analytica (CA)
wissen wir auch, dass unsere Daten von gewissen Firmen und Analytikern
dazu mißbraucht werden, um gezielte, “personalisierte” Wahlwerbung zu
betreiben - und somit Wahlen beeinflussen und die Demokratie aushebeln
können ...