Am Sterbebett von Mariä:
Gemäß der heiligen Anna Katharina Emmerich ist die heilige Jungfrau
Maria im Jahr 48 nach Christi Geburt gestorben (Anm: bei Jesu-
Geburt war Maria gem. der hl.Anna K.Emmerich 16 Jahre alt). Ihre
letzten Stunden beschrieb sie so:
„Die heilige Jungfrau ruhte still und wie todesnah in ihrer Zelle. Sie war
ganz, selbst über die Arme, in eine weiße Schlafhülle eingewickelt (….)
Ich sah sie in der letzten Zeit nie etwas nehmen als dann und wann ein
Löffelchen voll eines Saftes, den ihr die Magd aus einer traubenähn-
lichen Frucht von gelben Beeren in das Schälchen neben ihrem Lager
drückte.
Gegen Abend, als die heilige Jungfrau erkannte, daß ihr Ende heran-
nahte, wollte sie nach dem Willen Jesu die anwesenden Apostel,
Jünger und Frauen segnen und von ihnen Abschied nehmen. -
Ihre Schlafzelle war nach allen Seiten hin geöffnet, sie saß schimmernd
weiß, wie durchleuchtet, aufgerichtet auf ihrem Lager. - Die heilige
Jungfrau betete und segnete einen jeden mit kreuzweis gelegten Händen,
in dem sie seine Stirne berührte. Sie redete dann noch zu allen und tat
überhaupt, wie Jesus ihr zu Bethanien befohlen hatte.
Als Petrus zu ihr ging, sah ich, daß er eine Schriftrolle in der Hand hatte.
Zu Johannes sagte sie, wie es mit ihrem Leibe solle gehalten werden und
wie er ihre Kleider an ihre Magd und eine andere arme Jungfrau aus der
Gegend, welche ihr manchmal dienen kam, verteilen solle . -
Nach den Aposteln nahten sich die anwesenden Jünger dem Lager der
heiligen Jungfrau und empfingen den Segen gleich diesen. -
Die Männer begaben sich hierauf wieder in den vorderen Raum des
Hauses und bereiteten sich zu dem Gottesdienst, während die anwes-
enden Frauen dem Lager der heiligen Jungfrau nahten, niederknieten
und ihren Segen empfingen. Ich sah, daß eine unter ihnen, welche sich
ganz über Maria beugte, von ihr umarmt wurde.
Unterdessen ward der Altar errichtet, und die Apostel kleideten sich
zum Gottesdienst in ihre langen weißen Kleider und breiten Gürtel mit
Buchstaben. (…)
Die heilige Jungfrau konnte nicht auf den Altar sehen, aber sie saß wäh-
rend der heiligen Handlung immer in tiefer Andacht aufrecht auf ihrem
Lager. - Nachdem Petrus kommuniziert hatte, reichte er auch allen and-
eren Aposteln das heilige Sakrament, und brachte er der heiligen Jung-
frau das heilige Abendmahl und die Letzte Ölung. Alle Apostel be-
gleiteten ihn in feierlicher Ordnung (…)
Die heilige Jungfrau ruhte still und bleich auf dem Rücken. Sie schaute
mit unverwandten Blicken aufwärts, redete mit niemand und war wie in
steter Entzückung. Sie schimmerte vor Sehnsucht, ich konnte diese Sehn-
sucht, welche sie emporzog, fühlen - ach, mein Herz wollte auch mit
dem ihren zu Gott hinaus!
*) Anna Katharina Emmerich, „Das Leben der heiligen Jungfrau Maria“,
9. Auflage 1992, Christiana Verlag, Stein am Rhein/Schweiz, S.431 ff.
18.8.2023