Das Recht auf „eigene Produktivmittelverdient besondere Beachtung. Denn
allein dieses Recht, als einlösbares, befähigt die Menschen, sowohl „die Abhän-
gigkeit vom Arbeitgeber und von den sozialen Bezügen des kapitalistischen
Industriesystems“ als auch „die Abhängigkeit vom Staat als Versorger“  zu
durchbrechen.
Wofür das garantierte Grundeinkommen (also) wegbereitend sein soll,
ist die Aneignung der Arbeit“: 
Für den Manufaktur- und den modernen Industriekapitalismus galt es von Anfang
an, den Arbeitern die Aneignung ihrer Arbeit zu verbieten. Das Kapital, also die
Herren der Manufaktur- oder Industriebetriebe, setzten alle möglichen Mittel ein,
um die Macht der bis dahin selbständigen Arbeiter über deren Arbeitsmittel, Ar-
beitszeit und Erzeugnisse zu brechen und sie zur Lohnarbeit und in Lohnabhän-
gigkeit zu zwingen.
Die vom Kapital eingesetzten Produktionsmittel waren – und bleiben es bis heute
weitgehend – derart beschaffen, dass sie den Arbeitgebern den Alleinbesitz der
Arbeitsmittel und die unbegrenzte Macht über die Arbeitsteilung, die Arbeitszeit
und die unmittelbaren Ergebnisse der Arbeit sicherten.
Entsprechend hat die kapitalistische Gesellschaft die Menschen in einer Weise
geschult und sozialisiert, die sie zu fremdbestimmter, funktional spezialisierter
Arbeit tauglich macht, zu Eigenarbeit, Selbstversorgung und Muße aber unfähig. 
Nun hat der seit Ende der achtziger Jahre sich beschleunigende technologische
Wandel die Monopolisierung der Arbeits- und Produktionsmittel durch das Ka-
pital gebrochen und Voraussetzungen für eine Wiederaneignung der Arbeit
geschaffen.
Wissen und nicht in gigantischen Anlagen und Maschinerien akkumuliertes
Kapital, lebendige Arbeit und nicht tote Arbeit, „Humankapital“, nicht Sachkapital
werden zu wichtigsten Produktivkraft. Und zwar zu einer Produktivkraft, an der
sich kein Alleinbesitz, kein Monopol gewinnen lässt und die dank der Verbreitung
und Verbilligung von allgemein zugänglichen Kommunikations- und computerge-
steuerten Fertigungssystemen jedem und jeder, allein oder auf gemeinsamer
Basis potenziell unbegrenzte Selbstversorgungs- und Selbsttätigkeitsmöglich-
keiten eröffnet.
Für die Gesellschaften des Nordens wie des Südens öffnet sich der Ausweg aus
dem kapitalistisch-industrialistischen System in Richtung einer people’s eco-
nomy, in welcher Lebensstandard und Lebensqualität weit mehr von der Dichte
der lokalen, vernetzten, selbstorganisierten Selbstversorungseinrichtungen ab-
hängen als von der Höhe des Geldeinkommens.
Das garantierte Grundeinkommen hat aus dieser Perspektive nicht die Funktion,
„ein Leben ohne Arbeit“ zu ermöglichen, sondern, wie Frithjof Bergmann sagt,
die Arbeit von der Tyrannei des Lohnsystems zu befreien“ und in Selbsttätig-
keit aufzuheben.“
Quelle: André Gorz, “Bedingungsloses Grundeinkommen,
      Grundlagentexte, Herausgegeben von Philip Kovce und
       Birger P.Priddat”, 2019, Suhrkamp Verlag Berlin, S.428ff.