Harald Welzer weist in seinem Buch “Die smarte Diktatur” darauf hin,
dass es einen Zusammenhang, eine gemeinsame Ursache,  für so unter-
schiedliche Probleme wie Klimawandel, soziale Gerechtigkeit, Finanz-
marktkrise, Flüchtlinge, Artensterben, Digitalisierung, Globalisierung,
Hyperkonsum, Wirtschaftswachstum, Mobilität, Kriege, Überwachung,
oder Terrorismus gibt.
Und diese gemeiname Ursache liegt in Konsum und Hyperkonsum, denn
“die dafür erforderlichen Material- und Energiemengen müssen, wegen
des “globalen Wettbewerbs”, so billig wie möglich gewonnen werden,
weshalb Raubbau an Naturressourcen wie an menschlicher Arbeitskraft
betrieben wird, was zu sozialer Ungleichheit und auch zu Konflikten und
Kriegen und Terrorismus führt, weshalb expansive Überwachungsstrate-
gien verfolgt werden, die durch einen privatwirtschaftlich-staatlichen
Komplex die Kontrolle von Staatsbürger/innen gewährleistet werden, der
zugleich für personalisierte Beeinflussung verwendet wird, die zu noch
mehr Konsum und Hyperkonsum anleitet, was zu mehr Energie- und
Materialverbrauch ...
Und die Folgen nennen wir dann “Krisen”. Wir haben also eine Klima-
krise, eine Flüchtlingskrise, eine Eurokrise, eine Griechenland, Südeu-
ropa hat eine Wachstumskrise usw. usf.
Aber das sind keine Krisen. Die Sache mit dem Klimawandel werden wir ja
nicht los. Das Klima ist träge, sein Wandel folgt den Emmissionsmengen
mit dem Abstand von etwa einer Generation. Was wir heute als Wandel
sehen, ist das Ergebnis des industriellen Stoffwechsels vor dreißig bis
fünfzig Jahren. Was heute emittiert wird, bestimmt erst das Klima in der
zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts.
Und was die Flüchtlinge angeht: Wieso sollten die Zahlen zurückgehen?
Sie hängen mit Kriegen, Bürgerkriegen, Vertreibungen, Landverlusten,
steigenden Nahrungsmittelpreisen, wachsenden Bevölkerungsdruck
zusammen - wieso sollte sich daran in Zukunft etwas ändern?
Die Eurokrise ist wie die Griechenlandkrise ein ungelöstes Problem, das
durch immer neue Schulden weiter in die Zukunft verschoben wird - wo
wäre das Ende der Krise?
Das Prinzip der Wachstumswirtschaft breitet sich mit ungeheurer Dyna-
mik weltweit aus - wie sollten die ökologischen Folgen - Artenrückgang,
Überfischung, Versalzung von Flüssen, Versauerung der Meere - weniger
werden?” (S.16ff.)
Besonders gefährlich ist dabei, dass sich hier eine neue Form von
Kapitalismus herausgebildet hat, der oft auch “Raubtierkapitalismus”
genannt wird, weil er ohne Rücksicht auf andere Lebensformen, ohne
Rücksicht auf Ethik oder Moral, nur eines im Sinn hat: mehr Macht und
Geld, mehr “Kapital” zu generieren für eine kleine, ultrareiche und ultra-
mächtige “Elite”, während der Rest der Menschheit immer ärmer und 
rechtloser wird. DAS ist die Ursache aller heutigen Krisen und
Probleme!!!
Harald Welzer drückt es so aus: “Den Starken, die die Macht- und
Organisationsvorteile haben, wachsen von Tag zu Tag mehr Machtpoten-
tiale zu. Das liegt zum einen am KAPITAL, das sie haben, zum anderen an
den DATEN, über die sie verfügen. Beides bedeutet eine Dynamisierung
der Möglichkeiten, mit denen man Macht steigern kann. Das nennt man
“smart”.
Die Ergebnisse, die aus diesen Vorgängen folgen, machen die meisten
Menschen ärmer, dümmer, ohnmächtiger und zerstören ihre Überlebens-
bedingungen. Oder die derjenigen, die nach ihnen geboren sind und
werden. Diesen Vorgang nennt man Raubbau. Oder Landnahme.
Aber diese Begriffe klingen irgendwie sehr alt im Angesicht dessen, was
gerade geschieht. Wir haben es mit einem Geschehen zu tun, das schwer
zu überblicken ist; einem Geschehen, in dem nationalstaatlicher Einfluss
ebenso auf dem Rückzug ist wie Demokratie.
Dafür sind Ungleichheit und Ungerechtigkeit auf dem Vormarsch, genau-
so wie eine Art Neo-Feudalismus, in dem gilt, dass die Schwächeren ein-
fach das Pech gehabt haben, schwächer zu sein. Schicksal.
Diese neue Ordnung steht, anders als der historische Feudalismus, nicht
auf einem religiösen Fundament, wird nicht als gottgegeben annonciert.
Gleichwohl sind Glück und Pech auch hier von einer höheren Macht
verteilt, die fordert, dass man an sie glaubt. Sie heißt Markt. Die Forder-
ung, an diese Macht zu glauben, ist antimodern, gegenaufklärerisch,
gestrig.” (S.18*)
Gleichzeitig entsteht hier ein neuer Typ von Diktatur: Die smarte Diktatur.
Deshalb ist es dringend erforderlich, sich diese Zusammenhänge bewußt
zu machen und Widerstand zu leisten (indem man zum Beispiel nicht 
online einkauft und kein Smartphone benützt. Denn ganz ehrlich - brau-
chen war das wirklich...?? Denn: das reale Leben ist nicht “digital” ...)
Allerdings hat die “Digitalisierung sehr wohl Auswirkungen auf das
“reale Leben” und auch auf die “Ökologie”.
So verbraucht zum Beispiel das “Utah Datenzentrum”, wo die riesigen
Server-Hallen von Google stehen, in denen all die weltweit gesammelten
Daten verarbeitet werden, so viel Energie wie eine Stadt mit 200.000
Einwohner. Die Rechner brauchen Kühlung, damit die Überwachung
nicht heiß läuft, rund 7 Millionen Liter Wasser am Tag.
So weist Welzer darauf hin, dass sich die Digitalisierung nicht - wie wir oft
denken - nur in Bits und Bytes und Clouds abspielt, denn “was ein Com-
puter, ob in Form einer Großrechenanlage oder eines Smartphones,
braucht, ist physisches Material - Silizium, Chrom, Blech, Kunststoff,
LEDs, alles mögliche. Und Energie.
Was die NSA angeht, so ist nicht genug Strom im Netz, um ihren stetig
steigenden Bedarf zu decken. Deshalb hat sie “beim Kongress Gelder zum
Bau neuer Atomkraftwerke angefragt. Bis 2014 wird mit einem solchen
Anstieg der Datenmengen gerechnet, dass gar neue Maßeinheiten
geschaffen wurden, um sie zu beschreiben.”
Der weltweite Datenverkehr belief sich 1992 auf rund 100 Gigabyte am
Tag, heute (Anm.: Jahr 2016) sind es 16144  Gigabyte je Sekunde, 2019
sollen es schon 51.974 Gigabyte je Sekunde sein.
Die nächstgrößeren Einheiten sind Terrabyte, Petabyte und Exabyte,
danach kommen vermutlich die Fantastabytes.
Aber all das ist nichts Immaterielles.
Wollte man diesen materiellen Input symbolisieren, könnte zum Beispiel
jeder Smartphone-Besitzer einen mittelgroßen Kühlschrank hinter sich her
ziehen (...) Der materielle und energetische Aufwand zur Erzeugung bei-
der Geräte, Smartphone und Kühlschrank, ist etwas gleich groß; das
Smartphone konsumiert in der Anwendung aber mehr Energie und wird
häufiger gegen ein neues ausgetauscht...” (S.64ff.*)
Dazu kommt, dass auch bei jeder Abfrage Energie benötigt wird...
Darüber wird aber nie gesprochen - weder in den Medien, noch von
Politikern oder Umweltschützern...!!!
Das scheint übrigens Absicht zu sein: “Das geschieht zum einen durch die
Suggestionen, die die einschlägigen Begriffe erzeugen: Eine “Cloud” stellt
man sich ja amorph und körperlos vor, sie ist aber nichts anderes als eine
sehr handfeste Serverfarm und besteht aus Beton, Stahl, Blech, Glas,
Kunststoff, Schrauben, Kabeln, Klobrillen und so weiter.
Auch die Apps, die ohne Unterlass verwendet werden, sind Programme,
die nicht ohne Strom laufen, twittern braucht Energie, die irgendwo
erzeugt werden muss ebenso wie das Schießen, Teilen und Hochladen von
Fotos und Videos jeglicher Art. Nichts davon ist ohne Umweltkosten zu
haben. Aber nie wird davon gesprochen.” (S.66ff.*) 
*) Harald Welzer, “Die smarte Diktatur - Der Angriff auf unsere Freiheit”,
      2016, Fischer Verlag