Armenien und Aserbaidschan schließen historisches
Friedensabkommen:
Das überwiegend muslimische Aserbaidschan und das vorwiegend
christlich geprägte Armenien sind seit Jahrzehnten verfeindet – immer
wieder hat es Kriege und Konflikte gegeben, vor allem wegen der
autonomen Region Bergkarabach.
2023 brachte Aserbaidschan in einer großangelegten Militäroffensive
die mehrheitlich von ethnischen Armeniern bewohnte Region unter seine
Kontrolle. Armenien steckt seither in einer schweren politischen Krise.
Mehr als 100.000 ethnische Armenier mussten aus der Konfliktregion
ins Mutterland fliehen ...
Friedensabkommen am 8. August 2025:
Nun haben sich beide Staaten unter Vermittlung von US-Präsident
Trump verpflichtet, diplomatische Beziehungen aufzunehmen und die
territoriale Integrität des jeweils anderen zu respektieren sowie alle
Kämpfe für immer einzustellen. Zudem sollen die Wirtschaftsbezieh-
ungen zwischen den beiden Ländern, aber auch zu den USA, gestärkt
werden. Am 8. August 2025 wurde das Abkommen im Weißen Haus
unterzeichnet.
Auch die Vereinigten Staaten profitieren übrigens von dem Abkom-
men, denn es sichert den USA exklusive Rechte für einen strategischen
Transitkorridor, die "Trump Route for International Peace and Pros-
perity" (TRIPP), durch den Südkaukasus. Der Korridor soll nach US-
Angaben den Export von Energie und anderen Rohstoffen erleichtern.
Die USA habe zudem nach Angaben von US-Präsident Trump mit bei-
den Ländern separate Vereinbarungen zur Ausweitung der Zusammen-
arbeit in den Bereichen Energie, Handel und Technologie unterzeichnet.
Auch jegliche Beschränkungen für die militärische Zusammenarbeit
mit Aserbaidschan seien aufgehoben worden.
Die Idee der "Trump Route for International Peace and Prosperity" ist
übrigens nicht neu - seit Jahren setzte sich Aserbaidschan für die Reali-
sierung des Sangesur-Korridors ein. Der Landstreifen im südlichen
Kaukasus führt durch armenisches Staatsgebiet. Das Konzept war im-
mer wieder Gegenstand geopolitischer Spanneungen, denn ein solcher
Korridor unterbricht Irans direkte Landverbindung zu Armenien im
Norden - ein strategischer Aspekt, der in Teheran mit Sorge betrachtet
wird. Auch Armenien war der Sangesur-Korridor ein Dorn im Auge -
aus Angst, keine Kontrolle über die Route zu haben. Bei dem neuen
Vorschlag wollen die USA Sorge dafür tragen, dass der Handel auf
der Straße konfliktfrei abgewickelt werden kann.
Für Russland, das Jahrzehnte als Schutzmacht Armeniens im Südkauka-
sus galt und nun seit Jahren durch seinen Krieg in der Ukraine gebunden
ist, gilt Trumps Verhandlungserfolg als eine strategische Niederlage.
"Das ist ein schwerer Schlag gegen die russischen Interessen", kommen-
tierte der kremlnahe Politologe Sergej Markow. Dies gelte auch für den
Iran. Auch für Frankreich und die EU sei es eine Niederlage, weil sie
nach Darstellung Markows selbst gern solch eine Lösung getragen hät-
ten ...
Im Kern geht es um ein kaum 40 Kilometer langes Grenzgebiet am fer-
nen Übergang zwischen Europa und Asien, bislang abseits internationa-
ler Aufmerksamkeit, nun von zunehmender geopolitischer Bedeutung, je
unsicherer andere globale Routen zwischen Ost und West werden.
Es handelt sich um den kurzen Grenzabschnitt zwischen dem Südkau-
kasusstaat Armenien und dem Iran. Für beide ist es eine Lebensader.
Sicherheitspolitisch heikel ist der Bereich deshalb, weil östlich der ver-
feindete Nachbar Aserbaidschan liegt und westlich dessen Exklave
Nachitschewan.
Doch nun scheint eine Lösung gefunden, und zwar unter dem Namen
"Trump-Weg zu internationalem Frieden und Wohlstand" (The Trump
Route for International Peace and Prosperity – TRIPP): Die US-Regie-
rung und Armenien vereinbaren ein Joint Venture zum Bau und Betrieb
der Transitstrecke inklusive Bahnschienen, Pipelines, Strom- und
Kommunikationskabeln über 99 Jahre. Zu dieser Route soll Aser-
baidschan einen "ungehinderten kommerziellen Zugang" erhalten.
Die USA verantworten dann den sicheren Betrieb über Vereinbarun-
gen mit "erstklassigen Betreibern", gemeint sind nichtstaatliche Sicher-
heitsunternehmen. Die Festlegung auf eine "kommerzielle" Lösung ist
Armenien wichtig, weil der Staat per Vertrag kein Territorium abgibt.
Bei Zwischenfällen müssten armenische Kräfte also Zugang erhalten.
In Washington nun trafen Witkoff und Präsident Ilham Alijew auf-
einander, um der Unterzeichnung von Vereinbarungen unter anderem
zwischen Exxon Mobile und dem aserbaidschanischen Energiekonzern
SOCAR beizuwohnen. Aserbaidschen will sich übrigens als globale
Mittelmacht etablieren und setzt dazu auf Energiepolitik, die allerdings
umfangreiche Investitionen erfordert …
In Armenien gibt es aktuell übrigens laut Medienberichten einen
„Kampf um Macht und Identität“ - und zwar zwischen der Regierung
von Premierminiser Nikol Paschinjan und den „alten Eliten“ sowie der
Kirche: Mit dem Vorwurf eines geplanten Staatsstreichs nahmen Sich-
erheitskräfte zuletzt mehr als ein Dutzend Männer fest, darunter den Erz-
bischof Bagrat Galstanjan und einen mächtigen armenisch-russischen
Geschäftsmann.
Es ist das jüngste Kapitel in einem Kampf mit der alten Elite, die das
Land mehr als 20 Jahre beherrscht hat und 2018 vom Volk zum Rück-
zug gezwungen wurde. Auf der anderen Seite steht Regierungschef
Paschinjan mit seiner Partei "Zivilvertrag", der 2018 den friedlichen
Aufstand angeführt hatte.
Paschinjan propagiert das "wirkliche Armenien", das sich an den
Realitäten und Bedürfnissen der Menschen im Land ausrichten soll: Um
Armenien vor einer Invasion durch Aserbaidschan zu bewahren, will
Paschinjan beispielsweise jeden Anspruch auf Bergkarabach aufgeben.
Auch andere Phantasien von der Rückholung einstmals armenischer
Gebiete in der heutigen Türkei will er beenden.
Für das nun unterfertigte historische Friedensabkommen mit dem östli-
chen Nachbarn Aserbaidschan machte seine Regierung weitgehende
Zugeständnisse, ebenso bei den Verhandlungen über den armenisch-
aserbaidschanischen Grenzverlauf.
Die relative Stabilität sowie die Verbesserung der Investitionsbeding-
ungen und der Infrastruktur könnten durchaus positive Folgen für
Armenien haben. Darüber hinaus soll das Land aber anscheinend auch
zu einem regionalen Marktführer für KI gemacht werden. So hat nun der
US-Chipkonzern NVIDIA eine Kooperation mit der armenischen Re-
gierung und dem KI-Cloud-Unternehmen Firebird bekanntgegeben, um
ein KI-Supercomputing-Zentrum zu errichten. Das sorgt auch für Kri-
tik …
Zuletzt hatte es übrigens einen angeblich vereiteltem Putschversuch
von einflussreichem Geistlichen gegeben, im Zuge dessen wurde im
Juni der Erzbischof Bagrat Galstanjan festgenommen, der seit Monaten
zu Protesten gegen Paschinjan aufgerufen hatte.
Regierungschef Paschinjan liegt seit 2020 mit hochrangigen Geistlichen
im Streit. Damals forderte das Oberhaupt der mächtigen Armenischen
Apostolischen Kirche, Katholikos Garegin II., nach der militärischen
Niederlage Armeniens gegen den Erzfeind Aserbaidschan in der um-
strittenen Region Berg-Karabach Paschinjans Rücktritt. Der Streit es-
kalierte, nachdem Aserbaidschan 2023 die vollständige Kontrolle über
die Region übernommen hatte. Auch das angepeilte Friedensabkommen
mit Aserbaidschan sorgte innerhalb von Armenien teilweise für Kritik...
Um die Ereignisse richtig einzuschätzen, muss man wissen, dass Arme-
nien ein geopolitisch sehr wichtiges Land ist – und Premierminister Pa-
schinjan durch eine sogenannte „Farbrevolution“ an die Macht gekom-
men ist ...
13.8.2025
Armenien und Aserbaidschan
schließen ein historisches
Friedensabkommen am
8.August 2025
Premierminister
Nikol Paschinjan
Paschinjan spricht
von einem „Putsch-
versuch“ …