Mitteilung der Hopi an die Vereinten Nationen
von Hopi-Sprecher Thomas Banyacya (1909-1999)
von der Souveränen Hopi Nation
Kykotsmovi, Arizona, 10. Dezember 1992
Die Präsentation des letzten Redners Hr. Thomas Banyacya wurde
ch drei durch Schreie von Oren Lyons, Glaubenshüter der Six Nations und
r Tages eingeleitet.
Die Schreie bedeuteten die Ankündigung des grossen Geistes an die
versammelten Leute, mit der Absicht, dass nun eine Mitteilung von
grosser spiritueller Bedeutung erfolgt.
Dann verstreute Thomas Maismehl neben das Podium der Generalversammlung
und hielt eine kurze Ansprache in der Hopi Sprache:
„Die Hopi Glaubensvertreter wissen von einer alten Prophezeiung, dass die
Mächtigen dieser Welt in einem grossen Haus der Beratung (House of Mica)
zusammenkommen werden um über Regeln und Vorschriften zu beraten, damit die
Probleme dieser Welt ohne Krieg gelöst werden können. Ich bin erstaunt darüber,
dass Sie heute alle hier sind und sich die Prophezeiung erfüllt.“
Aber es war nur eine Handvoll Delegierter der Vereinten Nationen aus aller Welt
anwesend um dem „Motee Dialekt“ (alte Hopi-Sprache) zuzuhören.
„Mein Name ist Banyacya vom Wolf-, Fuchs- und Coyoteklan und ich bin ein
Mitglied der Freien Hopi – Nation.“
Hopi heisst in unserer Sprache friedvolles, freundliches, liebenswürdiges,
wahrheitsliebendes Volk. Der traditionelle Hopi folgt dem heiligen Pfad Massaw’s
dem grossen Geist.
Wir haben die heilige Pflicht, seinen Lebensplan zu befolgen, welche auch die
Verantwortung für sein göttliches Ziel beinhaltet, Sorge zu tragen zu diesem Land
und seinen Bewohnern.
Wir haben nie mit irgendwelchen Staaten Verträge abgeschlossen, inkl. USA, aber
über Jahrhunderte haben wir unser heiliges Abkommen geachtet.
Unsere Ziele sind weder politische Macht noch Reichtum oder militärischer
Einfluss, sondern das Gebet und das Wohlergehen allen Lebens und die Erhaltung
der Erde in ihrem natürlichen Zustand.
Immer noch sind wir im Besitz unserer uralten, heiligen Steintafeln und unserer
religiösen Gemeinschaften, welche die Grundlage für das Leben der Hopi bilden.
Unsere Geschichte erzählt, dass unsere weissen Brüder ebenfalls solche heiligen
Objekte und religiöse Grundlagen bewahren.
Im Jahr 1948 versammelten sich alle Hopi – Klanführer und sprachen über
verschiedene Angelegenheiten, von denen ich spürte, dass sie von enormer
Wichtigkeit für die ganze Menschheit waren.
Sie bestimmten vier Dolmetscher oder Übersetzer, von denen ich heute der letzte
Lebende bin.
Ich erhielt damals von den Klanführern eine heilige Gebetsfeder.
Ich bildete einen Ausschuss, um die Botschaft der Hopi zu bewahren. Die
Botschaft der Prophezeiung vom Frieden und den Warnungen, welche uns seit der
Zeit bekannt ist, als unsere Vorfahren aus der letzten Welt kamen, die durch die
Sintflut zerstört wurde.
Meine Aufgabe war, dafür zu sorgen, dass der Urbevölkerung in diesem „grossen
Haus der Beratung“ Einlass gewährt wird.
Die Ältesten rieten mir viermal anzuklopfen und dieses Komitee gewährte uns
Zugang, nachdem ich im Oktober 1991 John Washburn vom Generalsekretariat der
Vereinten Nationen einen Brief und eine heilige Gebetsfeder überreicht habe.
Hier und heute bin ich der Übermittler der Hopi – Botschaft an Sie.
Wir haben nur zehn Minuten Sprechzeit, es ist schon spät und somit werde ich eine
kurze Erklärung abgeben.
Bei der Versammlung im Jahr 1948, die Hopi – Ältesten waren 80, 90 und sogar
100 Jahre alt, erzählten sie , dass der Schöpfer die erste Welt in perfektem
Gleichgewicht erschaffen hat. Die Menschen sprachen eine einheitliche Sprache,
aber sie wendeten sich vom Glauben ab. Sie missbrauchten ihre geistigen Kräfte
für selbstsüchtige Zwecke. Sie gehorchten nicht den Regeln der Natur.
Wahrscheinlich wurde die Welt durch ein gewaltiges, welterschütterndes
Erdbeben, wie ihr das nennt, zerstört. Kontinente brachen auseinander und Länder
versanken im Meer. Viele Menschen starben und nur einige wenige überlebten die
Katastrophe.
Diese wenigen friedfertigen Menschen kamen auf die zweite Welt. Sie wieder-
holten die Fehler und die Welt wurde durch Frost und Eis zerstört. Ihr nennt es die
grosse Eiszeit.
Ein paar wenige Überlebende kamen in die dritte Welt. Diese Welt überdauerte
eine lange Zeit und wie in den vorangegangenen Welten sprachen die Menschen
eine gemeinsame Sprache.
Die Menschen erfanden viele Maschinen und Geräte von hohem technischen
Niveau, welche das Leben bequemer machten, auch viele Erfindungen, die man in
der heutigen Welt nicht kennt. Sie hatten auch geistige Kräfte, welche sie zum
allgemeinen Wohl benutzten.
Nach und nach wendeten sie sich von den Naturgesetzen ab und befassten sich mit
materiellen Dingen. Am Ende frönten sie nur noch dem Spiel und spotteten über
den Glauben.
Niemand hielt sie von diesem Weg ab und so wurde die Welt durch die Sintflut
zerstört, welche in den Geschichten und den Religionen vieler Nationen erwähnt
wird.
Die Alten erzählten, dass wieder nur wenige Menschen überlebten und auf diese
vierte Welt kamen, auf der wir heute alle leben.
Die Welt ist wieder in einem erschreckenden Zustand, trotzdem uns der grosse
Geist verschiedene Sprachen gab, uns zu den vier Enden der Welt schickte und uns
aufgetragen hat, für die Erde, mit allem was sich darin befindet, Sorge zu tragen.
Es gibt eine Kachinarassel der Hopi, welche die Erde symbolisiert. Der äussere
Kreis bezeichnet die Zeitlinie und weist uns darauf hin, dass wir uns in den letzten
Tagen der Prophezeiung befinden.
Was haben Sie, als Einzelperson, als Nation und als Bewohner dieser Welt getan,
um für diese Erde Sorge zu tragen?
Heutzutage vergiften die Menschen ihre eigene Nahrung, ihr Wasser und die Luft
mit den Abfällen der Zivilisation. Viele von uns, selbst die Kinder sind am verhun-
gern. Viele Kriege sind zurzeit im Gange. Gier und Interesse für materielle Dinge
ist weit verbreitet.
In der westlichen Hemisphäre (Erdhälfte), unserer Heimat, sind viele Angehörige
der Urbevölkerung ohne Land, ohne Heim, haben nichts zu Essen und erhalten
keine medizinische Betreuung. Die Hopi wissen, dass die Menschen viele neue
Technologien entwickeln, die uns schaden.
Wir haben in diesem Jahrhundert den ersten und den zweiten Weltkrieg erlebt. Im
zweiten Weltkrieg fiel der vorhergesagte „Kürbis der Asche“, welchen ihr Atom-
bombe nennt, vom Himmel und führte zu fürchterlichen Zerstörungen. Viele
tausend Menschen starben in Hiroshima und Nagasaki.
Für viele Jahre bestand grosse Furcht und die Gefahr eines dritten Weltkrieges.
Viele Hopi glaubten, dass der „Golfkrieg“ der Beginn des dritten Weltkrieges sei,
aber er wurde beendet und die schrecklichsten Zerstörungswaffen kamen nicht zu
Einsatz.
Es ist nun an der Zeit, eine Wahl für unsere Zukunft zu treffen. Wir haben noch
eine Wahl.
Wenn Sie, die Nationen dieser Erde, einen neuen grossen Krieg beginnen, dann,
glauben die Hopi, wird sich die Menschheit selbst zerstören und zu Asche
verbrennen.
Darum weisen die gläubigen Ältesten die Vereinten Nationen mit Nachdruck
darauf hin, die geistlichen Anführer der Urbevölkerung sobald wie möglich
anzuhören.
Die Natur selbst spricht keine Sprache, die wir leicht verstehen können. Ebenso
wenig können die Tiere und die Vögel, die vom Aussterben bedroht sind, zu uns
sprechen.
Wer in dieser Welt kann für die Natur und die geistige Energie sprechen, welche
erschafft und durch alles Leben fliesst.
Auf jedem Kontinent gibt es Menschen wie Sie, welche sich jedoch nicht vom
Landleben und der Natur entfremdet haben. Durch ihre Stimmen spricht die Natur
zu uns. Sie haben diese Stimmen und ihre Botschaften aus allen Ecken der
heutigen Welt gehört.
Ich habe verschiedene Religionen studiert und miteinander verglichen, und ich
denke Sie kennen die Konsequenzen, wenn das natürliche und spirituelle Gleich-
gewicht zerfällt, auch aus der Geschichte Ihrer eigenen Länder und Kulturen.
Die einheimischen Völker dieser Welt haben Ihnen berichtet, wie ihr Leben und
ihre Heimat zerstört wird, über den Raubbau an der Natur und wie ihre heiligen
Rituale und Sitten entweiht werden.
Es ist an der Zeit, dass die Vereinten Nationen ihre Verantwortung wahrnehmen
und interveniert, damit diese Ereignisse aufhören.
Das „Four Corners“ Gebiet der Hopi wird von vier heiligen Bergen begrenzt.
Innerhalb davon befindet sich unser spirituelles Zentrum und unsere Prophezeiung
sagt, dass er als heiliger Ort für das Überleben und die Zukunft der Menschheit
von Bedeutung ist und deshalb in seinem natürlichen Zustand belassen werden
muss. Alle Nationen sind aufgefordert, sich für den Schutz dieses geistigen
Zentrums einzusetzen.
Die Hopi und alle echten Einheimischen halten durch Gebete, Fasten und religiöse
Zeremonien das Land im Gleichgewicht. Unsere geistlichen Oberhäupter halten
das Land in der westlichen Hemisphäre für alles Leben, inklusive der Menschen,
im Gleichgewicht. Niemand in der westlichen Welt oder sonst wo auf dieser Welt
darf von seinem Heimatland vertrieben werden.
Befehle zur Umsiedlung, wie das öffentliche Gesetz (Public Law 93-531) der
Vereinigten Staaten von Amerika, müssen aufgehoben werden. Auch die
Vereinten Nationen befinden sich auf unserem Stammland.
Die Vereinten Nationen reden über Menschenrechte, über Gleichgewicht und
Gerechtigkeit, doch bis heute hatten die Urvölker nie eine wirkliche Chance, vor
diesem Gremium zu sprechen.
Es sollte die Aufgabe Ihrer Länder und dieser Institution sein, Ihren Einfluss und
Ihre Verantwortung geltend zu machen, um den zerstörerischen Machenschaften
verantwortungsloser Menschen Einhalt zu gebieten und die Wunden der Erde zu
heilen.
Die Hopi – Ältesten wissen, dass das Ihre Aufgabe ist und sie erwarten, dass Sie
jetzt handeln.
Die Natur, die Überlieferungen der ersten Menschen, und der Geist unserer Ahnen
warnen Euch eindringlich.
Heute, am 10. Dezember 1992, bewahrheiten sich unsere Prophezeiungen. Sie
sehen die Zunahme von Überschwemmungen, zerstörerischen Wirbelstürmen,
Hagelschlägen, Klimaveränderungen und Erdbeben. Selbst Tiere und Vögel
warnen uns mit abnormen Verhaltungsänderungen, wie das Stranden der Wale.
Warum benehmen sich Tiere so, wie wenn sie wüssten, wie es um die Erde steht
und warum benehmen sich die Menschen so, wie wenn sie davon nichts wüssten?
Wenn die Menschheit durch diese Warnungen nicht wachgerüttelt wird, kommt
der Tag des jüngsten Gerichts und die Welt wird zerstört werden, wie die vor-
herigen Welten zerstört wurden.
(Thomas und Oren Lyons halten die Zeichnung eines grossen Felsens aus dem
Hopi – Land zum Publikum). Die Zeichnung zeigt Teile der Hopi Prophezeiung.
Es gibt zwei Wege:
Der eine mit Technologie, aber ohne Achtung vor der Natur und dem Glauben,
mündet in der Zick-Zack Linie, die das Chaos bedeutet.
Der andere Pfad beschreibt den Weg der Harmonie mit der Natur.
Hier sehen wir eine Linie, die wie eine Brücke beide Wege verbindet. Wenn wir
zurückkehren zum Weg des Glaubens und der Harmonie unserer Herzen, können
wir das Paradies auf Erden verwirklichen.
Wenn wir nur den oberen Pfad weitergehen, werden wir alles zerstören. Es liegt an
uns, den Kindern dieser Erde, die Botschaft zu hören, bevor es zu spät ist.
Die Ältesten ersuchen die Vereinten Nationen, während diesem „ Internationalen
Jahr der indigenen Völker“, die Türen für alle geistlichen Oberhäupter aus allen
vier Himmelsrichtungen dieser Erde offen zuhalten, damit diese so bald als
möglich ihre Anliegen, auch mehr als ein paar Minuten, vortragen können.
Die Ältesten beantragen im weiteren, dass acht Untersuchungsteams die Gebiete
der Naturvölker dieser Welt besuchen und beobachten, damit sie die Wahrheit an
die Öffentlichkeit bringen was dort vorgeht, und die verantwortlichen Nationen
hindert, den Weg der Selbstzerstörung weiterzugehen.
Jeden Vertreter von Ihnen, der mehr über die Visionen und die spirituelle Kraft der
Ältesten lernen will, lade ich ein nach Hopiland zu kommen, um mit unseren geist-
lichen Oberhäuptern in ihren heiligen Kivas zusammenzusitzen und zu erfahren,
wie sie ihre uralten Geheimnisse des Lebens und der Harmonie offenbaren.
Ich hoffe, dass alle Mitglieder dieses Rates die wissen, dass man vom Weg des
Glaubens nicht nur reden soll, sondern um wirklichen Frieden und Harmonie zu
erreichen, den Satz nachleben muss, der auf den Mauern des UNO – Gebäudes
steht:
Lasst uns aus den Schwertern Pflugscharen schmieden.
Und den Krieg für immer begraben.
Lasst uns damit beginnen, jetzt!
Quelle: www.realearth.pl/text/thomas_banyacya_rede_vor_uno