Das Autorenteam „Nyder“ schreibt dazu: „Farbcode und Nanomaschinen
bilden die beiden Backen einer Zange, zwischen denen der Mensch
Gefahr läuft, als Individuum ausgelöscht zu werden.“
Warum sind diese winzigen Roboter so gefährlich? Weil diese nicht passiv
wie Prothesen oder Herzschrittmacher, eine Körperfunktion lediglich er-
setzen oder unterstützen. „Stattdessen greifen sie aktiv in das Geschehen im
Körper ein.
Aufgrund dieser Tatsache könnte man versucht sein, Nanomaschinen
eher den Medikamenten zuzuschlagen. Aber auch diese Einordnung geht
fehl, da sie im Gegensatz zu den klassischen Arzneimitteln nicht nach dem
Gießkannenprinzip im gesamten Körper verteilt werden müssen, um einen
Krankheitsherd zu erreichen. Nanomaschinen ist es stattdessen möglich,
diesen direkt anzusteuern und vor Ort dagegen vorzugehen.“
Die Autoren beschreiben dazu ein Beispiel aus der AIDS-Forschung. So
wurde hier ein neuartiger Test entwickelt, bei dem sich DNA–basierten
Nanomaschinen an spezielle HIV-Antikörper anheften, wobei ein Lichtim-
puls entsteht, den man registrieren kann. Dadurch liegt bereits nach 6 Mi-
nuten das Testergebnis vor und nicht wie bisher erst in einigen Stunden.
Doch in dieser Fähigkeit liegt auch das gefährliche Potenzial von einmal im
Körper injizierten Nanomaschinen. „Denn damit sie ihre Arbeit verrichten
können, ist es unerlässlich, dass sie den Zutaten- und Hormon-Mix im Blut
ihres Gastgebers kontrollieren. Wenn sie diesen aber kontrollieren können,
können sie ihn auch beeinflussen. Damit haben die injizierten Maschinen
Zugriff auf die Persönlichkeit des Menschen, da der jeweilige Hormonspie-
gel wesentlich das bestimmt, was man umgangssprachlich als Realität be-
zeichnet.
Macht man sich gleichzeitig noch bewusst, dass die Nanomaschinen aus dem
Inneren eines Körpers eigenständig mit der Welt außerhalb kommunizieren
und ihre gespeicherten Daten mit einem Smartphone ausgelesen werden
können, wird klar, welche Gefahr von ihnen ausgeht. Die Macht derjenigen,
die am anderen Ende der Leitung sitzen, also die Herren und Herrinnen
über die Nanomaschinen, ist kaum zu überschätzen. Es liegt in ihrer Hand,
jede individuelle Persönlichkeit nach Belieben auszumerzen. Das macht
Nanomaschinen
zum idealen Instrument für die Durchsetzung des
Einheitsmenschen.“ (S.189*)